Forschung und Entwicklung

Die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten des Konzerns konzentrierten sich im Geschäftsjahr 2013 unverändert darauf, die Produktpalette zu erweitern und die Funktionalität, Qualität, Sicherheit und Umweltverträglichkeit der Produkte zu verbessern.

Schwerpunkte unserer Forschung und Entwicklung

Bis 2015 soll der durchschnittliche CO2-Ausstoß der Pkw-Neuwagenflotte des Volkswagen Konzerns in Europa auf 120 g/km sinken. In den vergangenen fünf Jahren ist es uns bereits gelungen, den CO2-Ausstoß um 23 g CO2/km auf 128 g CO2/km zu reduzieren. Seit 2012 sind die CO2-Emissionen für die europäischen Pkw-Neuwagenflotten der Fahrzeughersteller gesetzlich reglementiert:

Für das Jahr 2013 galt, dass 75 % der Neuwagenflotte den gesetzlich vorgeschriebenen Wert von 130 g CO2/km erfüllen müssen. Im Berichtsjahr betrug dieser Wert für den Volkswagen Konzern 117 g CO2/km. Aktuell bieten wir 438 Modellvarianten (Motor-Getriebe-Kombinationen) an, die weniger als 130 g CO2/km emittieren. Mit 324 Modellvarianten unterschreiten wir bereits die Schwelle von 120 g CO2/km. 54 Modellvarianten liegen sogar unter 100 g CO2/km.

CO2-EMISSION DER EUROPÄISCHEN (EU 28) PKW-NEUWAGENFLOTTE DES VOLKSWAGEN KONZERNS
in Gramm pro Kilometer

Ein Schwerpunkt der Technischen Entwicklung war 2013, den Modularen Querbaukasten (MQB) weiter auszurollen. Nachdem 2012 mit dem Audi A3, dem neuen Golf und dem SEAT Leon die ersten Modelle auf der Grundlage des MQB auf den Markt gekommen waren, folgten im Berichtsjahr weitere Derivate dieser Modelle sowie der neue ŠKODA Octavia. Weitere Fahrzeuge, wie der bereits vorgestellte Golf Sportsvan, werden folgen.

Automatische Fahrfunktionen fördern das vorausschauende Fahren und bieten Potenzial für Effizienzsteigerungen. Sie machen das Steuern sicherer, indem sie die Wahrscheinlichkeit menschlichen Fehlverhaltens verringern, und erhöhen den Komfort. Außerdem optimieren sie den Verkehrsfluss und tragen dadurch zur besseren Ausnutzung der Infrastruktur bei. Bereits in naher Zukunft wird beispielsweise ein Baustellenassistent dabei helfen, Unfälle in Baustellen zu reduzieren oder ganz zu vermeiden. Wir forschen darüber hinaus an der Hoch- und Vollautomatisierung des Fahrens.

Ein weiterer Schwerpunkt unserer Forschung und Entwicklung lag im vergangenen Jahr auf mobilen Online-Diensten. Sie fördern Komfort, Sicherheit sowie Verkehrseffizienz und unterstützen die Vision des kooperativen, umweltfreundlichen und unfallfreien Fahrens. Die Volkswagen Konzern-Forschung hat in ihrem Mitte 2013 abgeschlossenen Förderprojekt „Sichere Intelligente Mobilität Testfeld Deutschland“ (simTD) bewiesen, dass diese Technologien praxistauglich sind. Als erste Beispiele haben wir die Warnung vor Gefahrenstellen und Stauenden, den Eingriff aktiver Sicherheitssysteme und die Information über Ampelphasen getestet.

Mit Blick auf unser ehrgeiziges Ziel, den CO2-Ausstoß zu verringern, gewinnt der Leichtbau für die Großserie zunehmend an Bedeutung. Durch das gemeinsame Engagement der Konzern-Forschung und der Bereiche Produktion und Komponente wird das Thema Leichtbau und dessen zukünftige Fertigungstechnologien im Konzern forciert. Seit 2012 forschen wir auch in der öffentlich-privaten Partnerschaft „Open Hybrid LabFactory“ zusammen mit dem Niedersächsischen Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF) der Technischen Universität Braunschweig und weiteren Industriepartnern an wirtschaftlichen Leichtbautechnologien. Im Jahr 2013 haben wir uns hier auf vertragliche Rahmenbedingungen geeinigt und unsere Forschungs- und Technologieschwerpunkte festgelegt. Bis Ende 2015 sollen rund 200 Forscher aus Industrie und Wissenschaft gemeinsam hybride Leichtbaustrukturen entwickeln.

Den Einsatz virtueller Techniken in unseren Prozessen bauen wir stetig aus, um den Entwicklungs-, Produktions- oder Serviceprozess von Fahrzeugen zu beschleunigen und zu verbessern. Dabei spielen Smartphones eine immer wichtigere Rolle. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Augmented-Reality-Technologie, bei der die reale Welt erkannt und mit virtuellen Informationen angereichert wird. Nachdem die Marke Audi diese Technologie bereits nutzt, bringt Volkswagen sie erstmals beim XL1 zum Einsatz. Weitere Anwendungen werden in der Volkswagen Konzern-Forschung erarbeitet. Darüber hinaus nutzt Volkswagen virtuelle Techniken, beispielsweise um die Ergonomie von Arbeitsfolgen in der Produktion zu verbessern.

Eine wichtige Grundlage für Innovationen und unternehmerischen Erfolg ist, dass wir neue Entwicklungen in Gesellschaft, Technologie, Politik, Umwelt und Wirtschaft zu einem frühen Zeitpunkt erkennen. Deshalb befasst sich die Konzern-Forschung ständig mit den aktuellsten gesellschaftlichen und technologischen

Trends. Sie hat dafür Schnittstellen zu den wichtigen Automobilmärkten der Welt eingerichtet. Forschungsbüros in China, Japan und den USA beobachten automobilrelevante Technologiebereiche, führen Kooperationsprojekte mit Forschungseinrichtungen und lokalen Unternehmen durch und erschließen dem Volkswagen Konzern dadurch neue Informationen.

Innovationen halten Einzug in das Automobil

Das Center of Automotive Management, ein unabhängiges Institut für empirische Automobil- und Mobilitätsforschung, verleiht jährlich an Fahrzeughersteller die „AutomotiveINNOVATIONS Awards“. Der Volkswagen Konzern gewann im Geschäftsjahr 2013 in den Kategorien „Innovationsstärkster Konzern“, „Bester Hersteller: Konventionelle Antriebe“, „Bester Hersteller: Alternative Antriebe“ und „Bester Hersteller: Vernetztes Fahrzeug“ und unterstrich damit erneut seine Innovationskraft.

Einige Beispiele für unsere Innovationen im abgelaufenen Geschäftsjahr:

Innovations-Highlight der Marke Volkswagen Pkw war der in Kleinserie gefertigte XL1. Mit einem Luftwiderstandsbeiwert von 0,189 ist er das aerodynamischste Serienfahrzeug der Welt. Dank Hightech-Leichtbau bringt er nur 795 kg auf die Waage. Ausgestattet mit einem Plug-in-Hybridsystem – bestehend aus einem Zweizylinder-TDI-Motor mit 35 kW (48 PS), einem Elektromotor mit 20 kW und einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) – emittiert der XL1 nur 21 g CO2/km und verbraucht lediglich 0,9 l Diesel auf 100 km. Damit ist er auch das sparsamste Serienauto der Welt mit Verbrennungsmotor.

Mit dem e-up! ging 2013 unser erstes Fahrzeug mit einem reinen Elektroantrieb an den Start. Der 60 kW (82 PS) starke Elektromotor ermöglicht in Kombination mit einer 18,7 kWh Lithium-Ionen-Batterie eine Reichweite von bis zu 160 km. Aufgeladen werden kann der e-up! an einer 230 Volt Steckdose, an einer beim Kunden installierten Wallbox, an öffentlichen Wechselstrom-Ladesäulen oder mittels des Ladesystems CCS (Combined Charging System) an einer Gleichstrom-Schnellladesäule, an der schon innerhalb von 30 Minuten eine 80-prozentige Ladung ermöglicht wird.

Mit der A3 Limousine präsentierte die Marke Audi im Berichtsjahr das erste Stufenheckmodell im kompakten Premiumsegment. Ausgestattet mit einem 1.4 TFSI-Motor und der neuen Cylinder-on-Demand-Technologie verbraucht das Fahrzeug nur 4,8 l auf 100 km, die CO2-Emission liegt bei 111 g/km. Zusätzlich überzeugt das neue Mitglied der A3-Familie nicht nur mit niedrigem Gewicht dank Leichtbau, sondern auch mit vielen Highend-Lösungen bei Infotainment und Fahrerassistenzsystemen.

Im neuen Audi A8 verwenden wir erstmals die Matrix-LED-Technologie, die in puncto Design und Technik der Scheinwerfer neue Maßstäbe setzt: Das Fernlicht ist in 25 Einzelsegmente unterteilt, deren Leuchtdioden je nach Situation einzeln zu- und abgeschaltet oder gedimmt werden. So reagiert das System hochpräzise auf andere Fahrzeuge. Der Scheinwerfer bietet zudem das intelligente Kurvenlicht, eine neue Optik für das Tagfahrlicht und ein Blinklicht mit dynamisierter Anzeige.

Porsche stellte 2013 seine Kompetenz in Sachen Hybridtechnologie unter Beweis: Der Panamera S E-Hybrid ist der erste Plug-in-Hybrid der Luxusklasse. Mit 416 PS Systemleistung beschleunigt der E-Hybrid in 5,5 Sekunden von null auf 100 km/h. Seine Höchstgeschwindigkeit beträgt 270 km/h. Rein elektrisch fährt der Panamera S E-Hybrid 36 km weit, die Höchstgeschwindigkeit liegt dann bei 135 km/h. Das Fahrzeug verbraucht im Durchschnitt nur 3,1 l/100 km, das entspricht einem CO2-Ausstoß von 71 g/km. Es bietet zudem ein völlig neues Spektrum an Komfortfunktionen, die sich auch per Smartphone-App aktivieren und abrufen lassen. Dazu gehören die Anzeige für den Ladestatus der Batterie und die Reichweite, das Vorheizen oder -kühlen des Fahrzeugs sowie die Wegeführung des Fahrers zum geparkten Fahrzeug.

Der Porsche 918 Spyder leitet eine neue Ära im Sportwagenbau ein. Von Grund auf als Hochleistungs-Hybrid konzipiert, verbindet er die Performance eines Supersportlers mit der fast lautlosen Fortbewegung eines Elektrofahrzeugs. Seine Systemleistung von 652 kW (887 PS) katapultiert ihn in 2,8 Sekunden von null auf 100 km/h. Beim Fahrzeugstart ist der „E-Power“-Modus bei ausreichendem Ladezustand der Batterie standardmäßig eingestellt.

Scania Streamline steht für die neuen Fernverkehrsmodelle der G- und R-Baureihen, die für niedrigen Kraftstoffverbrauch optimiert sind. Neben verbesserter Aerodynamik und einem kompletten Windabweiser-Paket trägt dazu eine neue Version des Getriebes Scania Opticruise bei. Hier ist der Economy-Modus vollständig in die vorausschauende Geschwindigkeitsregelung Scania Active Prediction integriert. Zusammen mit der neuen Generation der Euro-6-Motoren lassen sich im Fernverkehr damit bis zu 8 % Kraftstoff einsparen.

MAN hat für seine Lkw und Reisebusse die Euro-6-Technologie erfolgreich in Serie gebracht. Dabei wurden ausgereifte Technologien sinnvoll zusammengeführt und optimal aufeinander abgestimmt. In allen Euro-6-Dieselfahrzeugen wird durchgehend auf ein effizientes Konzept bestehend aus bedarfsgeregelter Abgasrückführung, Dieselpartikelfilter und einer speziellen Abgasnachbehandlung gesetzt.

Seit Juni 2013 produziert Audi mit dem Audi e-gas ein synthetisches Erdgas und speist dieses ins öffentliche Netz ein. Kernstück der neu errichteten Anlage in Niedersachsen ist eine Methanisierungsanlage von MAN. Konstruiert und gefertigt wurde das etwa 16 m hohe Modul am MAN Standort Deggendorf. Die Anlage produziert mit regenerativ erzeugtem Strom klimaneutralen Treibstoff, der sich mit der bereits vorhandenen Infrastruktur sowohl speichern als auch transportieren lässt.

CO2-EMISSION – STATUS QUO
Anzahl Fahrzeuge