Mit allen Sinnen

Qualität ist mehr als perfekte Technik. Man muss sie spüren, sehen, hören, riechen – und manchmal sogar schmecken können. Deshalb befassen sich Menschen im Volkswagen Konzern mit allen Sinnen. Sogar mit dem für Geschwindigkeit.

Der Schnüffler

Der Chemiker Dr. Jörg Göldenitz (50) prüft jeden neuen Werkstoff, der im Innenraum eines Volkswagen Modells zum Einsatz kommt. Sein wichtigstes Messinstrument: die Nase.

„Ein neues Auto muss angenehm neutral riechen. Der Fahrer soll sich auf Aussehen und Fahrverhalten konzentrieren können.“

DR. JÖRG GÖLDENITZ

Viele Bauteile im Innenraum eines Autos bestehen aus Kunststoffen. Sie ermöglichen hohe Sicherheit und durchdachtes Design bei möglichst geringem Gewicht. In seinem Wolfsburger Labor prüft Göldenitz bei jedem neuen Werkstoff zunächst genau, ob dieser schädliche oder allergieauslösende Substanzen abgibt. Hat das Material den ersten Test bestanden, beurteilt der Chemiker seinen Geruch anhand kleiner Proben, die er nach dem Schulnotensystem beurteilt. Neue Fahrzeugmodelle werden genauso auf die Probe gestellt: Das Auto wird beispielsweise auf Wüstentemperatur erwärmt, um anschließend bei geschlossener Tür das Geruchsbild beurteilen zu können.

Die Duftprobe ist so banal wie genial:
Aus jedem Interieurteil wird ein Stück herausgeschnitten und in einem Einmachglas erhitzt. Danach folgt die Geruchsprüfung. Auch das komplette Auto muss vor der Duftprobe in die heiße Klimakammer.

Der Soundkomponist

Eine Ducati ist dann eine Ducati, wenn man sie mit geschlossenen Augen am Klang erkennen kann. Für den typischen Motorensound sorgt Akustikexperte Francesco Sini (39).

„Der typische Motorsound ist Teil der Ducati Identität.“

FRANCESCO SINI

Unter Motorradfahrern ist er legendär, der „Desmo“-Sound einer Ducati. Er stammt von der Desmodromik – einer Steuerung, die die Motorventile öffnet und schließt. Zu Sinis Aufgaben gehört es, den charakteristischen Motorenklang zu erhalten, auch wenn gesetzliche Vorgaben striktere Grenzen für Geräuschemissionen ziehen. Bereits in der Entwicklung simuliert Sini am Computer, wie sich das Motorrad später anhören wird. Die Akustik-Feinarbeit erfolgt dann im Verborgenen: an den Schalldämpfern im Abgasstrang.

Klangprobe: Tonaufnahmen am Motorrad dienen vor allem zur Prüfung und Bestätigung vorangegangener Berechnungen.

Der Seher

Dr. Marcus Schneid (36) hat die Qualität fest im Blick. Für Audi beurteilt er die ergonomische Wirkung neuer Anzeigeinstrumente und Displays. Selbst dann, wenn es dazu noch gar kein Auto gibt.

„Egal wie groß der Fahrer ist und wie er im Auto sitzt: Das Display muss immer gut lesbar sein.“

DR. MARCUS SCHNEID

Große Displays im Kombi-Instrument und in der Mittelkonsole erleichtern dem Fahrer das Leben. Immer die richtige Information zum richtigen Zeitpunkt, das will Audi seinen Kunden bieten. Ob die Anzeigen und Zeiger nicht nur gut aussehen, sondern auch gut ablesbar sind, beurteilt Schneid im Ergonomielabor. Eine besondere Herausforderung sind Head-up-Displays, die wichtige Informationen direkt in das Sichtfeld des Fahrers projizieren. Normalerweise benötigt man dafür ein Prototypen-Fahrzeug. Existiert dieses noch nicht, testet Schneid die Benutzerfreundlichkeit der Anzeige mit einem Virtual-Reality-Helm.

Sehen, was noch nicht existiert: Der Virtual-Reality-Helm ermöglicht es, Display-Entwicklungen dreidimensional zu betrachten und zu bewerten, bevor Prototypen entstehen.

Die Fein­schmeckerin

Sandra Wickboldt (35) hütet nicht nur die Qualität eines Kultobjekts, der Volkswagen Currywurst, sondern ist als Leiterin der Nahrungsmittelproduktion und des Vertriebs auch für neue Geschmackserlebnisse verantwortlich.

„Die Currywurst von Volkswagen schmeckt überall auf der Welt. Seit Kurzem wird sie sogar in China hergestellt.“

SANDRA WICKBOLDT

Auf solche Stückzahlen kommt kein anderes Modell: Mehr als sechs Millionen Currywürste liefert die hauseigene Fleischerei jährlich aus Wolfsburg in alle Welt. Hauptabnehmer sind die Betriebsrestaurants in den Volkswagen Werken. Damit die Mitarbeiter immer die beste Qualität bekommen, trifft sich Wickboldt regelmäßig mit ihren Fleischer- und Küchenmeistern zur Verkostung. Auch neue Kreationen aus der Versuchsküche kommen dabei auf den Tisch. Eine feurige Innovation hat jüngst den Gaumentest bestanden: die besonders scharfe Currywurst-Soße „Heaven & Hell“.

Mehr als sechs Millionen Currywürste von Volkswagen werden jährlich verspeist. Damit sichergestellt ist, dass nur Top-Qualität auf den Tisch kommt, werden regelmäßig Geschmackstests durchgeführt.

Der Sitzerprober

Den komfortabelsten Autositz der Welt will David Irving (30) anbieten. Bei Bentley entwickelt er deshalb nicht nur edles Gestühl, sondern auch unzählige Verstell- und Massagefunktionen.

„Elegantes Aussehen reicht nicht. Ein guter Sitz ist auch auf sehr langen Strecken komfortabel.“

DAVID IRVING

Der bestmögliche Sitzkomfort für Fahrer und Passagiere hängt von der Qualität vieler einzelner Elemente ab. Nur ihre perfekte Auswahl, Abstimmung und Verarbeitung ergibt jene Mischung aus Bequemlichkeit und Festigkeit, die den sportlich-luxuriösen Charakter der britischen Nobelmarke unterstreicht. Die von Irving entwickelten Verstellfunktionen sorgen dafür, dass sich der Sitz jedem Insassen individuell anpasst oder ihn auf Wunsch sogar massiert. Bewusst hat sich Irving sein Büro neben der Produktion und der Prototypenanlage eingerichtet. Tägliches Probesitzen ist für ihn Pflicht.

Passion für perfektes Sitzen: Bei Bentley entstehen Sitze im Zusammenspiel von technischem Know-how und hoher Handwerkskunst.

Der Schnellfahrer

Der Testfahrer Pierre-Henri Raphanel (52) schult bei den Bugatti Kunden einen besonderen, einen sechsten Sinn: den Sinn für Geschwindigkeit. Denn der ist Voraussetzung, um die schnellsten Serienautos der Welt auch bei mehr als 400 Kilometern pro Stunde sicher zu beherrschen.

„Beschleunigung und Geschwindigkeit wie die des Bugatti Veyron kannte ich zuvor nur von reinrassigen Rennautos.“

PIERRE-HENRI RAPHANEL

Als er das erste Mal in einem Bugatti Veyron1 saß, wollte Raphanel nie wieder aussteigen. Der ehemalige Le-Mans-Pilot war es zwar gewohnt, mit hohen Geschwindigkeiten unterwegs zu sein, doch nie zuvor fühlte er sich selbst bei Spitzentempo so sicher. Eine Erfahrung, die ambitionierte Bugatti Kunden unter Raphanels Anleitung ebenfalls machen können. Wie sich das anfühlt? Völlige Konzentration sei dabei gefragt, meint Raphanel. In diesem Fall heißt das, alle anderen Sinne auszuschalten, die von diesem unglaublichen Moment ablenken könnten.

Speed control: Fortbewegung mit mehr als 400 km/h fordert auch von professionellen Fahrern volle Konzentration.

1 Bugatti Veyron 16.4 Grand Sport Vitesse 882 kW Kraftstoffverbrauch in l/100 km innerorts 37,2 / außerorts 14,9 / kombiniert 23,1; CO2-Emissionen in g/km kombiniert 539.

TEXT
Johannes Winterhagen

FOTOGRAFIE
Hartmut Nägele, Volkswagen AG