Zukunftswerk

Zukunftswerk (Foto)
(chin.: Volkswagen Changchun) (Schriftzeichen)

(chin.: Volkswagen Changchun)

Changchun ist eines der Kraftzentren der chinesischen Fahrzeugindustrie. Hier entsteht die automobile Zukunft Chinas – auch im neuen Motorenwerk von Volkswagen FAW Engine, wo hocheffiziente und emissionsarme Vierzylinder-Motoren vom Band laufen. Konzipiert wurde die Fabrik nach den Maßstäben des Nachhaltigkeitsprogramms „Think Blue. Factory.“.

Liu Shicai hält mit weißen Handschuhen ein elektronisches Lineal an die Positionierungsbuchse eines fast fertigen Motors. 6,73 Millimeter ist sie tief. Das passt. Auf die Buchse wird später das Schwungrad, ein Teil der Kupplung, montiert. „Solche Stichproben sind immer das Erste, was ich morgens mache“, berichtet Liu, Schichtleiter in der Montage des neuen Aggregatewerks von Volkswagen FAW Engine in der nordostchinesischen Millionenstadt Changchun. Der 27-Jährige arbeitet in der Endkontrolle. An diesem Punkt haben die Motoren bereits Leckage- und Kalttest hinter sich. Einige gehen anschließend zum sogenannten Heißtest, bei dem das Starten des Motors im Auto simuliert wird. Qualität ohne Kompromisse, darum geht es. Überall im Werk.

„Qualität wird bei uns genauso großgeschrieben wie in Deutschland. Somit erfüllt unser Motorenwerk dieselben hohen Standards wie die anderen Werke weltweit“, erklärt Horst Kersten Gaudlitz. Er ist Geschäftsführer des Motorenwerks in Changchun, das im August 2013 den Betrieb aufnahm – als einer von heute insgesamt 17 Konzernstandorten in China. Das Motorenwerk in Changchun gehört zu einem Verbund von Fahrzeug- und Komponentenwerken, die Volkswagen mit dem Joint-Venture-Partner First Automotive Works (FAW) sowie als eigenständige Werke unterhält.

Rund 1.000 Benzinmotoren mit 1,8 und 2,0 Litern Hubraum verlassen täglich die Produktionshallen. Sie gehen unter anderem in das nahe gelegene große Fahrzeugwerk in Changchun, wo Modelle wie der Volkswagen Golf1 oder der Audi A42 und Audi Q33 gefertigt werden. Mit dem neuen Aggregatewerk entstehen zusätzlich Kapazitäten für bis zu 450.000 Motoren im Jahr. „Diese Kapazität brauchen wir, weil der Bedarf an Mobilität in China weiter rasant wächst“, so Gaudlitz. In die Zukunft der deutsch-chinesischen Erfolgsstory investieren FAW-Volkswagen und ein weiteres Gemeinschaftsunternehmen, Shanghai-Volkswagen, bis 2018 über 18 Milliarden Euro. Bis dahin soll die Fertigungskapazität in den chinesischen Konzernwerken auf vier Millionen Fahrzeuge jährlich ausgebaut werden.

(chin.: Entwicklungsstrategie) (Schriftzeichen)

(chin.: Entwicklungsstrategie)

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In die Zukunft der deutsch-chinesischen Erfolgsstory investiert Volkswagen gemeinsam mit seinen Partnern bis 2018 über 18 Milliarden Euro.

Moderne Komponentenstandorte sind dabei unverzichtbar, weiß Geschäftsführer Gaudlitz: „Unsere Motoren sind zu 80 Prozent ‚Made in China’.“ Kurbelwellen, Zylinderköpfe, Zylinderblöcke und Pleuelstangen fertigt das Werk selbst. Rohlinge dafür und andere Vorprodukte bezieht das Unternehmen von etwa 150 Lieferanten in der Volksrepublik.

Ein weiteres Thema steht ganz oben auf der Agenda des Geschäftsführers: die Umweltverträglichkeit von Produkt und Produktion. Die chinesische Regierung hat dem Land ein ambitioniertes Programm zur Luftreinhaltung verordnet. Diesen Regeln ist Volkswagen mit den in Changchun produzierten hochmodernen Aggregaten voraus. Das Werk ist bereits ausgerüstet, um Motoren produzieren zu können, welche die strenge europäische Abgasnorm Euro 6 erfüllen.

In Changchun hat nachhaltige Produktion höchste Priorität. „Wir haben unser Werk nach den Maßstäben des Programms ‚Think Blue. Factory.‘ aufgebaut“, erklärt Gaudlitz. Dadurch will Volkswagen bis 2018 die Umweltverträglichkeit seiner Fertigung weltweit um 25 Prozent steigern und auch in China zum nachhaltigsten Autobauer werden. „Schon bei der Gebäudeplanung haben wir genau darauf geachtet, ressourcenschonende Technologien einzusetzen.“ Abwärme aus der Produktion etwa wird durch Wärmetausch zurückgewonnen, Regenwasser wird gesammelt und wieder aufbereitet. Durch die vielen Deckenfenster taucht die Wintersonne das Fabrikinnere in ein sanftes Tageslicht. Das spart Strom. Gaudlitz zeigt nach oben: „Wir haben alle Deckenrohre hell umkleidet, damit das Licht reflektiert wird. Und natürlich nutzen wir nur Energiesparlampen.“ Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach der Fabrikhallen liefert Strom für Beleuchtung und Entlüftungsanlagen. Verpackungsmüll und Metallreste gehen an Recyclingfirmen. Den Transport der Motoren aus der Montage ins Lager übernimmt eine Elektrohängebahn. „Das ist sauberer und effizienter als Gabelstapler“, erklärt Gaudlitz.

Ob bei Qualität oder Nachhaltigkeit – Gaudlitz und sein Team im Motorenwerk Changchun haben sich für die Zukunft viel vorgenommen. Schichtleiter Liu, der sich neben Qualitätsfragen auch um die Schulung seiner Mitarbeiter kümmert, bringt es so auf den Punkt: „Hier bei uns sind alle sehr lernbegierig. So werden wir jeden Tag noch ein bisschen besser.“

Motorenwerk Volkswagen FAW Engine (Foto)

Prüfen und Testen gehört zur täglichen Routine im neuen Motorenwerk von Volkswagen FAW Engine, zum Beispiel auf dem Heißtest-Prüfstand.

Werk in Changchun (Foto)

Fertigung für den lokalen Markt: Mit dem neuen Werk in Changchun schafft Volkswagen bis Mitte 2014 in China zusätzlich Kapazitäten für 450.000 Motoren im Jahr.

Werk in Changchun (Foto)
(chin.: Verantwortung) (Schriftzeichen)

(chin.: Verantwortung)

1 Volkswagen Golf Kraftstoffverbrauch in l/100 km kombiniert von 5,2 bis 3,2; CO2-Emissionen in g/km kombiniert von 122 bis 85.

2 Audi A4 Kraftstoffverbrauch in l/100 km kombiniert von 8,4 bis 4,2; CO2-Emissionen in g/km kombiniert von 197 bis 109.

3 Audi Q3 Kraftstoffverbrauch in l/100 km kombiniert von 7,7 bis 5,2; CO2-Emissionen in g/km kombiniert von 179 bis 137.

TEXT
Christiane Kühl

FOTOGRAFIE
Andreas Mader